"Wer ein Auge für sie habe, sagte Evan, der könne sie nicht selten bemerken. Auf den ersten Blick sähen sie aus wie normale Leute, aber wenn man sie genauer anschaute, verwischten sich ihre Gesichter oder flackerten ein wenig an den Rändern. Auch seien sie meist um eine Spanne kleiner, als sie zu Lebzeiten waren, denn die Erfahrung des Todes, behauptete Evan, verkürzt uns gerade so wie ein Stück Leinwand eingeht, wenn man es zum erstenmal wäscht."
W.G.Sebald, AUSTERLITZ
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Claus Brunsmann IDOLE, UNTOTE UND WIEDERGÄNGER (Figurative Bilder 2009-2012) |
Wenn Malerei historisch betrachtet ein kulturelles Werkzeug des Erinnerns ist, treffen sich auf den Gemälden von Claus Brunsmann die verschiedensten Ebenen dieses subjektiven Bewusstseins, das wir Wirklichkeit nennen.
Was sie ausmacht, ist ein individuelles Überlagern und immer wieder neu Zusammenfügen innerer und äusserer Bilder – Unser persönliches Universum, über das hinweg wir in benachbarte Welten blicken und Teile daraus aufnehmen, verknüpfen, bewahren, auslassen oder gedanklich weiter entwickeln. Auf diese Weise entsteht ein feines Vibrieren von Bedeutung, das im physikalischen Sinne dem Licht und seiner Wirkung entspricht. Wenn also eine 70er Jahre Kinofigur vor unserem Zelt in der Wüste steht und sich der Himmel dabei verfärbt, sollten wir uns nicht wundern. |